Kreuzwegstationen in der Pfarrkirche Osburg

Der Kreuzweg in der Pfarrkirche St. Clemens mit den 14 Leidensstationen ist ein "Kleinod ganz besonderer Art und Ausdruck und Andenken an frühere Zeiten der Glaubensfreude und der Gottinnigkeit" (Dr. Molz, Trier).

Wie kamen diese Stationen nach Osburg?

Aufzeichnungen hierüber waren und sind im Pfarrarchiv nicht zu finden. Aber auf dem 9. Stationsbild findet sich eine Signatur, die näheren Aufschluss gibt. Es steht da: OvLL. - Das bedeutet Octavie von Lasalle-Lousienthal. Dadurch konnte in Erfahrung gebracht werden, wie die Osburger Kirchengemeinde in den Besitz dieser Kreuzwegstationen gekommen war.

Die von Lasalle-Louisenthal waren ein baskisches Geschlecht: "Salla della Salla". Früheste Erwähnung im Jahre 1818. Die Familie kam nach Deutschland. Seit dieser Zeit hieß sie: de Lasalle-Louisenthal. Octavie war in Metz geboren und lebte bis zu ihrem Tode (1890) auf Schloss Dagstuhl bei Wadern. Sie war unverheiratet und so konnte sie ganz nach ihren Neigungen leben. In München und Nürnberg hatte sie Unterricht im Malen genommen. (...) Sie ordnete ihre Malerei in die religiöse Bindung der Nazarener ein. Diese zeigten das Heilsgeschehen in lieblicheren Formen, nicht in den schockierenden und realistischen Formen der Gegenwart. (...) Dazu trug nicht wenig ihre familiäre Verbindung mit dem berühmten Maler Overbeck bei. (...) Für ihre Christusgestalt nahm sie sich den so tragisch ums Leben gekommenen König Ludwig II. von Bayern zum Vorbild. Sie ließ die Heilsgeschichte unter den Menschen ihrer Gegenwart spielen. So erscheinen in ihren Bildern die Gesichter der Menschen vom Hochwald: Männer, Frauen und Kinder aus Wadern, Dagstuhl und Lockweiler.

Auf den ersten Stationen erkennt man leicht König Ludwig von Bayern, auf der 4. Station die preußische Königin Elisabeth, auf der 13. Station Octavies Mutter. (...) Die Bilder gewinnen somit für den Betrachter eine zeitgeschichtliche Aussage: eine Dokumentation.

Octavie de Lasalle ist auch als Stifterin des Krankenhauses Wadern bekannt geworden, dass seit Februar 1865 von den Franziskanerinnen von Waldbreitbach geleitet wurde. Eine dieser Schwestern, Severa Höllen, stammte aus Osburg. Sie war es, die eines Tages die Künstlerin veranlasste, für ihre Heimatgemeinde Osburg vierzehn Stationsbilder zu schaffen. Die Malerin entsprach diesem Wunsch, und so war es letzten Endes eine Osburgerin, die den Anstoß für die Osburger Stationsbilder gegeben hat. Mit einiger Wahrscheinlichkeit kann angenommen werden, dass Schwester Severa Höllen auf einem der Gemälde abgebildet ist (es kommt nur die weißverschleierte Frau auf der achten Station unten links in Frage. Sie soll mit Schwester Severa Ähnlichkeit haben).

Es bleibt zu hoffen, dass die Kreuzwegstationen nie von einem neuerungswütigen Pastor oder Kirchengremium, ähnlich wie bei dem Bildersturm in katholischen Gotteshäusern nach dem zweiten Weltkrieg geschehen, zum Opfer fallen. Hier hatte man oft des "Guten" zu viel getan.

(Beitrag der Chronik von Pastor Alfons Dewald über Osburg und die Geschichte seiner Orts- und Pfarrgemeinde entnommen. Pastor Dewald bezog sich dabei auf Aufzeichnungen von Dr. Günther Molz aus Trier, der die Geschichte dieser Stationen näher erforscht hatte.)

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Pressetext Arthur Fontaine: Der Osburger Kreuzweg der Malerin Octavie de Lasalle von Louisenthal

Drei Jahre lang, von 1871-1874, hat die Dagstuhler Malergräfin Octavie de Lasalle von Louisenthal an den vierzehn großformatigen Ölgemälden des Passionsweges für die Pfarrkirche St. Clemens gemalt. In Fachkreisen gilt dieses Werk als das wohl bedeutendste der Künstlerin in diesem Genre. Es hat die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, als Kunst in diesem Stil vielfach aus den Kirchen verbannt und „entsorgt“ worden ist, überdauert und ist heute ein Schmuckstück in der modernen St. Clemens-Kirche. Zu den Kreuzwegen der Künstlerin ist eine Untersuchung in Buchform durch Arthur Fontaine erschienen, die dem Stationsweg in Osburg die gebührende Darstellung widmet und ihn in den Gesamtzusammenhang der Malerei Octavies stellt.

Weitere Informationen zum Buch erhalten Sie hier.

Fotos: Albert Bonert