Die Mundart der Hochwaldgemeinde Osburg
Ein Moselfränkisches Wörterbuch mit Worten, Redewendungen, Sprüchen, Anekdoten und Geschichten finden Sie auf der Homepage von Manfred Bales. Mundart, wie sie im Bereich der Verbandsgemeinde Ruwer noch gesprochen wird.
Auszüge aus dem Mundart-Wörterbuch von Franz Quint
Herr Quint erlaubt uns freundlicherweise Auszüge aus dem erstmals 1986 erschienen Mundart-Wörterbuch zu verwenden. Das damals erschiene Buch wurde von ihm in Gotischer Schrift von Hand geschrieben. Vielen Dank an Herrn Quint.
„Wer die Hochsprache in Wort und Schrift beherrscht,
hat den Zugang zur kulturellen Sphäre seines Volkes gewonnen.
Aber nur, wer in seiner Jugend eine Mundart zu sprechen gelernt hat,
erringt die Möglichkeit mit seinem Volkstum unlösbar zu verwachsen“.
Adolf Bach
Deutsche Sprachgeschichte
Die Vorgeschichte der deutschen Sprache beginnt mit der indogermanischen Grundsprache. Die Entwicklung zu den einzelnen Stammessprachen brachte eine Reihe von Aussonderungen mit sich: Das Germanische aus dem Indogermanischen, das Südgermanische aus dem Germanischen, die einzelnen Stammessprachen aus dem Südgermanischen.
Die deutsche Sprache war einer langanhaltenden Entwicklung von den einzelnen südgermanischen „Dialekten“ zu einer deutschen Einheitssprache unterworfen.
In der Mitte des 8. Jahrhunderts begann die deutsche Schriftlichkeit und somit auch die deutsche Sprachgeschichte. Man bezeichnet diese Sprache bis etwa 1050 als Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch nennt man die Sprache des 11. – 15. Jahrhunderts.
Die um 1500 beginnende und bis in die Gegenwart fortdauernde Entwicklungsphase der deutschen Sprache auf hochdeutscher Grundlage bezeichnet man als Neuhochdeutsch.
Alt- steht im Gegensatz zu Mittel- und Neuhochdeutsch, Hoch- als geographischer Terminus im Gegensatz zu Niederdeutsch.
Aus der Vielzahl unserer hochdeutschen Stammessprache (Dialekten) sind hier die für unseren westmitteldeutschen Sprachraum wichtigsten genannt:
Rheinfränkisch (pfälzisch, hessisch) nennt man die althochdeutschen Schreiborte Mainz, Frankfurt, Worms, Speyer usw., wo schon um 800 erste schriftliche Dokumente der Deutschen Sprache gefunden wurden.
Mittelfränkisch bezeichnet man den Sprachraum Köln, Koblenz, Trier, Echternach. Das Mittelfränkische ist unterteilt, im Norden das „Ripuarische“ (Köln, Bonn, Euskirchen) und das „Moselfränkische“ im Süden (Koblenz, Trier, Echternach).
Mit dem Beginn der neuhochdeutschen Sprache kamen auch die Dialekte mehr und mehr in den Einfluß der neuen deutschen Einheitssprache.
Unser heutiges gesprochenes Platt dürfte mit dem vor 300 – 400 Jahren hier gesprochenen Dialekt kaum noch zu vergleichen sein. Dennoch sind viele Wörter aus den vergangenen Jahrhunderten in unserer Mundart gebräuchlich, die in der hochdeutschen Schriftsprache vollkommen verschwunden sind.
Einen nicht geringen Einfluß auf unseren Dialekt nahm das „Rotwelsch“ (hier: rot = bettler; welsch = unverständlich sprechen). Das Rotwelsch ist eine seit dem 13. Jahrhundert bestehende Geheimsprache der Vagabunden und Gauner. Es setzt sich aus Jiddisch (vor 1500 hebräisch), Zigeuner und Dialektwörtern zusammen, z. B. Loowi, Moos (Geld), Schlammassel (in der Patsche sitzen) u. v. a.
In der neuen Zeit haben sich zu der üblichen Mundart auch noch viele Modewörter sowie Begriffe aus anderen Sprachgebieten in unseren Dialekt geschlichen. Besonders die französische Zeit von 1684 – 1698 und von 1794 – 1813 hat in unserem Platte tiefe Spuren hinterlassen.
Auszüge aus dem „Alphabetischen Wörterverzeichnis“
Aal äaßen Aedem Aijepanz allegoaren allemoel allgebott Ambann annewänzisch Aua äwwabackes
Bänkelschi
dack
Escht
Fääscht
gäll
hä
Kaapeskopp
laast
majen
nehdisch
Oennwelt
Paeta
Quanten
raepsen
Saakdoch
Schaaf
tachteln
vadaddat
waakrisch
zäaken |
Alte, Ehefrau essen Eidam, Schwiegersohn selbstsüchtige Person alle zusammen aber sicher doch immer, andauernd Himbeeren innen Uhr stimmt das?Ausruf des Ekels
Fußschemel
oft
Egge; zuerst
Ferse
nicht wahr?
wie bitte?
Kohlkopf; Dummkopf
vorbei
plauderndes Beisammensein
nötig, dringend
Anwand, Ackerende zum Pflugwenden
Taufpate
Füße, „Keesquanten“
rülpsen
Taschentuch
Schrank
eine Ohrfeige geben
verwirrt, durcheinander
wach, munter; aufgeweckt, klug
jemand ärgern, necken, zanken |
Als Abschluß des Wörterbuches ein „Scherzreim für Kinder“
Hei häss de en Dahlaschi,
Da gäß de off et Mäatschi,
Da kääfs de da e Kälfi,
Et Kälfi hätt e Schwänzi,
kriweliwelänzi.*
*) Dabei kitzelt man das Kind auf der Handfläche
Damals wurden mitunter vom Verkaufserlös des Buches sowie vielen weiteren Spenden u. a. die neue Kirchenorgel in der Osburger Kirche mitfinanziert. Weitere Informationen hier.
Kontaktadresse für weitere originell Mundartwörter und Verse:
Franz Quint
Zum Steinbruch 9
54317 Osburg
Tel. 06500-8732
email: quintfranz@online.de