Einsatzübung Feuerwehr Osburg

Am Samstag, 22.08.20, konnte die Freiwillige Feuerwehr Osburg am ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesen der Familie Messerig in der Klemensstraße eine Einsatzübung unter sehr realistischen Bedingungen durchführen. Der mittlerweile komplett leer stehende, weitläufige Gebäudekomplex bot hierfür ideale Voraussetzungen. Neben einigen Passanten konnten auch unsere Ortsbürgermeisterin Silvia Klemens sowie der Beigeordnete Carsten Geib als Zuschauer vor Ort begrüßt werden.

Angenommen wurde eine gemeldete Verpuffung im ersten Obergeschoss des Wohngebäudes mit anschließender Brandausbreitung. Die Anzahl verletzter bzw. vermisster Personen war zunächst unklar. Bereits auf der Anfahrt war starke Rauchentwicklung sichtbar, eine Person konnte sich in einen zunächst weitgehend rauchfreien Nebenraum flüchten und machte sich am Fenster bemerkbar. Bei der Erkundung durch den Einheitsführer konnte diese Person durch konkrete Befragung einige sehr wertvolle Informationen geben, um den weiteren Einsatzablauf koordinieren zu können. Der Junge gab an, dass sein Vater in der Küche gekocht und sich plötzlich eine Explosion ereignet hätte. Außer den Beiden wäre niemand im Haus, allerdings wisse er nicht, wo in der Wohnung genau sein Vater sich befinde. Auf Anweisung rief der Sohn laut nach seinem Vater, bekam aber keine Antwort.

Hier war für den Einsatzleiter klar, dass die Rettung des Vaters Priorität haben muss. Eine Kameradin wurde abgestellt, um den Jungen von der Straße aus zu betreuen und somit sicherzustellen, dass diese in der rauchfreien Umgebung am Fenster bleibt und nicht zurück in die verrauchte und brennende Wohnung läuft. Der erste Angriffstrupp, welcher sich bereits im Fahrzeug während der Anfahrt mit Atemschutz ausgerüstet hatte, bekam den Auftrag, zur Menschenrettung mit dem ersten C-Rohr ins erste Obergeschoss über den Treppenaufgang vorzugehen. Nachdem sich der Trupp vollständig ausgerüstet hatte, verschaffte er sich mit Brechwerkzeug Zugang zum Wohngebäude und machte sich über das Treppenhaus  auf die Suche nach der vermissten Person.

In verrauchten Räumen kann die Sicht teilweise nur wenige Zentimeter betragen. Die Kameraden können sich daher hauptsächlich nur im Kriechgang fortbewegen und sich fast ausschließlich nur auf ihren Tastsinn verlassen.

Eine sehr systematische aber gleichzeitig auf Eigenschutz bedachte Vorgehensweise beim Absuchen einer Wohnung ist absolut unerlässlich, da der Feuerwehrmann aufgrund der fehlenden Sicht, der unbekannten Raumaufteilung sowie Möbeln und umherstehenden Gegenständen sonst ganz schnell die Orientierung verlieren und sich beispielsweise durch Umknicken oder Abstürzen selbst in Gefahr bringen könnte. Erschwert wird die Arbeit durch Hitze, eingeschränkte Bewegungsfreiheit, ca. 20 kg Gewicht für die Zusatzausrüstung sowie das Mitführen der Schlauchleitung, welche mit Wasser gefüllt je nach Durchmesser zwischen 27 und 40 kg pro 15 Meter wiegt. Trotz der widrigen Umstände ist ein möglichst rasches Auffinden der vermissten Person unerlässlich, da bei entsprechender Konzentration bereits wenige Atemzüge im Brandrauch ausreichen, um die Person bewusstlos werden zu lassen und starke Vergiftungen hervorrufen können. Der Trupp ist über Funk in ständiger Verbindung mit dem Einsatzleiter und der Atemschutzüberwachung. Regelmäßig wird der verbleibende Restdruck in den Atemluftflaschen durchgegeben. Hierdurch ist sichergestellt, dass den Kameraden der Rückzug befohlen werden kann, solange ausreichend Atemluft in den Flaschen vorhanden ist. Eine regelmäßige Durchsage des Standorts innerhalb des Gebäudes (z.B. „betreten zweiten Raum links hinter Treppenaufgang und halten uns rechts“) verschafft dem Einsatzleiter einen Überblick über den Suchfortschritt und ermöglicht eine schnelle Hilfe durch den Sicherheitstrupp für den Fall, dass die Kameraden selbst in Not geraten.

Der zweite Angriffstrupp bekam den Auftrag, zur Menschenrettung des Jungen am Fenster unter Pressluftatmer mit zweitem C-Rohr in das erste Obergeschoss über die Steckleiter vorzugehen. Da auf der Rückseite des Gebäudes Flammen aus dem Küchenfenster schlugen, wurde ein weiterer Trupp damit beauftragt, einen Löschangriff mittels Monitor aufzubauen. Kurze Zeit später wurde vom ersten Angriffstrupp das Auffinden der vermissten Person gemeldet. Sie hatte sich ins Badezimmer gerettet und war dort bewusstlos zusammengebrochen. Die Kameraden brachten sie über das Treppenhaus ins Freie, wo sie dem Rettungsdienst übergeben werden konnte. Die zweite Person wurde mit einer Leine gegen Absturz gesichert und konnte das Gebäude aus eigener Kraft über die Leiter verlassen. Sie wurde ebenfalls dem Rettungsdienst übergeben.

Übungsende

An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an Familie Messerig, die uns dieses wirklich nicht alltägliche Übungsobjekt zur Verfügung gestellt hat. Weiterhin Dankeschön an unsere Ortsbürgermeisterin, den Beigeordneten sowie die anwesende Zivilbevölkerung für das Interesse an unserer Arbeit.

In diesem Zusammenhang möchte die Freiwillige Feuerwehr Osburg alle interessierten Jugendlichen sowie alle Bürgerinnen und Bürger sowohl auf ihre Jugendabteilung als auch die aktive Wehr aufmerksam machen.

Weitere Informationen zu der Freiwilligen Feuerwehr Osburg finden Sie hier.

Text: Feuerwehr Osburg

Fotos: Silvia Klemens